Orangenbäume statt Nadelwald und Mittelmeer statt Kilverbach konnten elf Mädchen und Jungen des 9. Jahrgangs der Gesamtschule in der Woche vom 3. bis 9. März sehen, als sie mit ihren Lehrern Inga Stratmann und Manuel Kapetschny im Rahmen eines Erasmus-Programms Zeit in Andalusien verbringen konnten. Im Rahmen einer Schulpartnerschaft konnten die Jugendlichen Eindrücke zu Lernkultur, spanischer Lebensfreude und den herrlichen andalusischen Orten gewinnen. Partnerschule war die IES Azahar in San Martin del Tesorillo, einem kleinen Ort in den Bergen gute 100 Kilometer westlich von Málaga. Im Vergleich zur Gesamtschule in Rödinghausen ist diese Schule deutlich kleiner, da sie insgesamt auch weniger Jahrgänge umfasst – etwa 200 Schüler lernen hier, und zwar nicht ab dem 10. Lebensalter, sondern erst zwei Jahre später.
Alle Rödinghauser Schüler hatten je einen Partner, bei dessen Familie sie unterkamen. „Es ist natürlich ziemlich spannend, bei jemandem zu übernachten, den man noch nicht kennt, vor allem wenn dann auch noch die Sprachbarriere dazukommt“, meint Erasmus-Koordinatorin Inga Stratmann, die von deutscher Seite den Austausch betreute, „daher habe ich mit den Jugendlichen schon Monate im Voraus an diesem Projekt gearbeitet. Und so bestand schon frühzeitig die Möglichkeit, sich per Steckbrief näher kennenzulernen.“ Und in der Tat: Alle spanisch-deutschen Pärchen verstanden sich prächtig, und auch die Eltern der Spanier zeigten sich zufrieden mit ihrem Besuch aus Deutschland. Auch Manuel Kapetschny zeigte sich zufrieden: „Manchmal gibt es bei Schulaustauschen Unzufriedenheiten bei einzelnen Schülern. Mit unserer Gruppe, aber auch mit den spanischen Schülern gab es in diesem Jahr kein einziges Problem. So kann es gerne weitergehen.“
An der IES Azahar stand am ersten Tag die Teilnahme am Unterricht der spanischen Partner im Zentrum: Ob Englisch, technische Fächer oder auch Sport – die Rödinghauser bekamen Einblicke in Parallelen, aber auch Unterschiede zum deutschen Schulsystem. Aber natürlich überwog das Interesse an Land und Leuten, was angesichts der überwältigenden Landschaft auch kein Wunder ist.
Deshalb hatte sich das Lehrerteam um Pilar Gutiérrez und Trinidad Hormigo ein beeindruckendes Besuchsprogramm überlegt. Nachdem Bürgermeister Juan Luis Villalon die deutschen Gäste am Montag begrüßt hatte, starteten anderntags die Ausflüge in die Region. Begleitet von einer Kollegin und einem Kollegen ging es in die andalusische Regionalhauptstadt Sevilla, wo ein Stadtrundgang und die Besichtigung mehrerer interessanter Gebäude im Fokus stand. Nach Cádiz, einer andalusischen Küstenstadt, ging es am Mittwoch – inklusive Strand- und Marktbesuch, wo verschiedene Stände die typischen Tappas-Gerichte der südspanischen Küche bereithielten. Aber auch die nähere Umgebung kam nicht zu kurz: Am Freitag konnte die spanisch-deutsche Gruppe auch das Bergdorf Cacares kennenlernen, das, wie so viele andalusische Orte, aus einem reichen muslimischen Erbe hervorgegangen ist. Cacares ist zudem Geburtsstadt des Politikers und Sozialreformers Blas Infante, dessen politische Ideen im Laufe der Stadtführung vorgestellt wurden.
Schließlich hieß es „hasta luego“. Etwas betrübt, aber voller freudiger Eindrücke trat die Gruppe am 9. März 2024 die Heimreise nach Rödinghausen an. Die neu geknüpften Kontakte können aber bald schon wieder vertieft werden. Ende April werden die spanischen Schüler zusammen mit zwei Lehrerinnen zum Gegenbesuch im Wittekindskreis erwartet. „Darauf freuen sich natürlich schon alle“, ist Inga Stratmann zuversichtlich, „wir wollen unseren spanischen Freunden zeigen, wie sich das Leben bei uns abspielt.“ Bereits jetzt planen die Neuntklässler die Aufnahme, und auch im Kollegenkreis hat sich das Erasmus-Team schon viele nette Ideen zurechtgelegt, um den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten.