
Woyzeck – zentrale Figur des gleichnamigen Dramas, das der wohl bekannteste deutsche Dramatiker Georg Büchner in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts schuf. Wie kaum eine andere Figur prägt Woyzeck den Typen des an der Gesellschaft scheiternden Außenseiters, der schließlich für andere Schriftsteller wie Bertolt Brecht zum literarischen Vorbild wurde.
Als in ärmlichen Verhältnissen lebender einfacher Soldat steht Woyzeck vor der Aufgabe, seine Kleinfamilie und sich zu ernähren. Da sein Sold nicht ausreicht, verdient er sich als Proband bei medizinischen Experimenten und als persönlicher Barbier seines Vorgesetzten etwas Geld hinzu, das trotzdem hinten und vorne nicht reicht.
Wie sehr gesellschaftliche Formungen die begrenzten Handlungsmöglichkeiten des Individuums prägen, ist die zentrale Thematik im Woyzeck, der in den kommenden Jahren Bestandteil der Obligatorik des nordrhein-westfälischen Zentralabiturs ist. Aus diesem Grund entschloss sich die Fachschaft Deutsch, die Gelegenheit zu nutzen, um mit den Deutsch-Oberstufenkursen am 14.09.2023 eine Inszenierung des Westfälischen Landestheaters, das am Herforder Stadttheater zu Gast war, zu besuchen.
Schließlich ist Woyzeck als Theaterstück konzipiert worden – und eine Inszenierung kann zeigen, inwiefern Unterschiede zum eigenen Textverständnis bestehen. Die Inszenierung von Markus Kopf folgte in weiten Teilen der literarischen Vorlage, auch insofern, als zentrale Handlungsstränge wiederzuerkennen waren und auch die zentrale Aussage des Stücks zur Geltung kam.
Die ärmlichen Lebensumstände der Kleinfamilie des Woyzeck, der von Mike Kühne verkörpert wurde, und die auch seine Lebensgefährtin Marie umfassen, die von Tine Scheibe gespielt wurde, wurden auf der Bühne durch eine ovale Installation gespiegelt, die an eine ärmliche Parkbank erinnerte. In diesen Rahmen passten ebenfalls Pfandflaschen oder auch alte Reifen.
Aber auch Elemente des Regietheaters fanden Eingang in die Inszenierung, so dass eine Schauspielerin mehrere Rollen und auch eine Kommentarfunktion übernahm. Auch musikalische und optische Verfremdungseffekte wurden aufgenommen – überwiegend jedoch in der Weise, dass ihr Einsatz erklärbar war. Die schauspielerische Leistung konnte insgesamt überzeugen, mitunter waren aber leider stimmliche Schwächen zu erkennen.
Nach etwa 90 Minuten war die Vorstellung beendet, und Lehrer und Schüler tauschten sich bei einem Kaltgetränk über das Gesehene aus. Ein Theaterabend zu einer schwierigen Thematik fand einen gelösten Ausklang.